Bild einer Peronengruppe vor dem Brandenburger Tor

Vom 15. – 25. Juli 2017 durften wir 15 Jugendliche unserer Partnerorganisation HaNoar HaOved WeHaLomed aus Israel willkommen heißen. Die Jugendlichen aus Israel waren zum Teil selbst Leitende von Kinder- und Jugendangeboten oder regelmäßig Teilnehmende an den Angeboten der HaNoar HaOved WeHaLomed. Die Organisation hat ihren Sitz im Norden Israels in einem Gebiet, welches hauptsächlich von arabischen Israelis bewohnt wird. Dementsprechend gehörten alle Teilnehmenden dem arabischen Arm der Jugendbewegung an.
Die deutschen Teilnehmenden brachten verschiedenste Hintergründe mit, sie alle verband jedoch das Interesse an der Auseinandersetzung mit der deutsch-israelischen Geschichte und ihrer eigenen Biografie.

Hauptschwerpunkt der Jugendbegegnung sollte die Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus und Shoah und die Förderung des gegenseitigen Verständnisses junger Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen sein. Auch die Familiengeschichte der deutschen und israelischen Jugendlichen wollten wir thematisieren, um die eigene Identität klarer zum Vorschein zu bringen und Verbindungen zu Gegenwart und Geschichte herzustellen. Durch die Konfrontation mit unbekannten Situationen, waren sie dazu angehalten, ihre eigene kulturelle Identität zu reflektieren. Auf diesem Wege wurden sie für Toleranz, Akzeptanz und Neugier gegenüber dem Unbekannten und Weltoffenheit sensibilisiert. Die Auseinandersetzung mit dem Unbekannten, aber auch das Reisen ohne Erziehungsberechtigte förderte das Selbstbewusstsein und die Eigenständigkeit der Jugendlichen.

Nach einer späten Ankunft am Samstag, den 15. Juli reichte es am Abend nur noch für ein gemeinsames Essen. Am Tag darauf folgte auf ein ausgiebiges Kennenlernen der Auftakt des zweitägigen Workshops zur „Kollektivierung von Gemeingütern“. Mit diesem Thema kamen wir dem Wunsch der deutschen Teilnehmenden nach. An beiden Tagen erweiterten wir das Bewusstsein für deutsche Geschichte und den Zusammenhang mit der Gegenwart durch einen Besuch der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen. Insbesondere durch den Besuch eines Wohnprojektes, in dessen Rahmen die Bewohner eine alternative Form des Zusammenlebens und Teilens ausprobieren, kam es zu intensiven Diskussionen über den Umgang mit Allgemeingütern. Am vierten Tag des Austausches gab uns Inka Thunecke, Geschäftsführererin der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg, einen Einblick in die Arbeit der Stiftung und ließ gemeinsam mit der Gruppe bisherige Erlebnisse Revue passieren.

Die israelische Delegation äußerte den Wunsch, mehr über die Arbeit mit geflüchteten Menschen und deren Integration in die Gesellschaft zu erfahren. Wir besuchten Einrichtungen in Berlin, in denen wir mit Geflüchteten zusammenkamen und von denen die Teilnehmer zum Teil durch das Museum für islamische Kunst im Pergamonmuseum geführt wurden. Unsere israelischen Gäste zeigten großes Interesse an diesen Begegnungen und genossen es, sich mit den Geflüchteten auf Arabisch unterhalten zu können.

Urheber/in: Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg. Creative Commons License LogoDieses Bild steht unter einer Creative Commons Lizenz.

Angeregt durch die Auseinandersetzung mit dem Thema der Allgemeingüter und dem gesellschaftlichen Umgang damit, wurde am sechsten Tag eine weitere Lebensgemeinschaft besucht. Diesmal ging es in die anthroposophische Lebensgemeinschaft Schönow, eine Gemeinschaft, in der Menschen mit geistiger Behinderung zusammen mit Menschen ohne anerkannte Behinderungen leben und arbeiten. Bei diesem Besuch wurde unter anderem das Thema Inklusion intensiv besprochen. Am folgenden Tag ging es zurück nach Potsdam, wo im Rahmen eines Workshops die Themen Identität und Biografie behandelt wurden. Ziel war es, die Jugendlichen aus Deutschland und Israel mit ihrer eigenen Identität „zu konfrontieren“

Die Beschäftigung mit ihren Identitäten sollte zu einer Auseinandersetzung mit dem Individuum in der Gesellschaft führen und darüber hinaus den Blick auf kulturelle Überschneidungen und Differenzen lenken. Die folgenden drei Tage waren von intensiver Arbeit mit der eigenen Biografie geprägt. Dabei führte das Teilen von persönlichen Erfahrungen zu einem intensiven Austausch zwischen den Teilnehmenden. Diese mitunter beschwerlichen Prozesse und Diskussionen wurden durch sportliche und kulturelle Angebote aufgelockert.

Zum Abschluss der Begegnung wurde die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz besucht, um sich noch einmal mit der mit der Geschichte der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden und dem Nationalsozialismus auseinander zu setzen. Im Anschluss erkundeten die Teilnehmer Potsdam und dessen historische Sehenswürdigkeiten.

Durch das vielfältige Programm wurde den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, sich mit vielen unterschiedlichen Personen auseinanderzusetzen. Insbesondere die Begegnungen mit Geflüchteten waren interessant für die Teilnehmenden.
Besuche von geschichtlich bedeutenden Orten wie die Gedenkstätte Sachsenhausen oder das Mauermuseum eröffneten eine persönliche Begegnung mit der Zeit des Nationalsozialismus. Eine Beschäftigung mit dem Fremden wurde stets gefördert und führte zu interessanten Fragen und Gesprächen.

Einzig das Essen traf in den zehn Tagen nicht immer den Geschmack der israelischen Gäste. Bei unserem zeitnah geplanten Gegenbesuch würden sie uns die beste Falafel des Landes zeigen. Wir sind gespannt.

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